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Aquaristik und Reisen

Schlankcichliden aus dem Tanganjikasee, Teil 3 

Lang und schlank:  Chalinochromis-Arten aus dem Tanganjikasee

Die Buntbarsche aus der Gattung Julidochromis kennen die meisten Aquarianer, sie zählen zu den bekanntesten Tanganjikasee-Cichliden. In Körperbau und Färbung ihnen sehr ähnlich und sehr nahe mit ihnen verwandt sind die Chalinochromis-Arten. Zusammen mit den Julidochromis werden sie von den Buntbarschfreunden als als Schlankcichliden bezeichnet. Zwei Arten aus dieser Gattung sind bereits wissenschaftlich beschrieben. Chalinochromis brichardi, der Zügelbuntbarsch, ist die bekannteste Art und die einzige, für die es auch einen deutschen Populärnamen gibt.

Buntbarsche mit Zügel

Außer Chalinochromis brichardi, gibt es noch C. popelini als beschriebene Art in dieser Gattung und darüber hinaus noch zwei Arten, deren wissenschaftliche Beschreibung noch nicht erfolgt ist. Sie sind nur gelegentlich im Aquarienhandel zu erhalten und werden unter den Bezeichnungen Chalinochromis sp. „bifrenatus" und Chalinochromis sp. „ndobhoi" angeboten. Allen gemeinsam ist die Grundfärbung des Körpers, die beige ist, manchmal mit einem gelblichen oder bläulichen Farbhauch darüber. Das wichtigste gemeinsame Kennzeichen für diese Arten sind aber die Streifenzeichnungen, die quer über die Stirn, zwischen den Augen und vom Maul zu den Augen hin verlaufen und den Eindruck erwecken, als trage der Fisch Zügel. Ältere Exemplare können ein leichten Stirnbuckel entwickeln.

Groß und kräftig

Während bei der Verwandschaft aus der Gattung Julidochromis auch kleinere Arten vertreten sind, können die Chalinochromis alle ohne weiteres 12 bis 13 cm lang werden. Da sie untereinander recht unverträglich sein können, selbst dann, wenn sich schon Pärchen gefunden haben, muß der Aquarianer der sie pflegt, ihr Verhalten aufmerksam beobachten und immer auf Überraschungen gefaßt sein.

Viele Verstecke

Ein Aquarium für Schlankcichliden der Gattung Chalinochromis sollte mindestens einen Meter lang sein. Wenn weitere Buntbarsche mit gepflegt werden, heißt es: je größer, desto besser. Auf jeden Fall sollte es wie ein typisches Tanganjikasee-Aquarium eingerichtet werden, mit einer Sandfläche im Vordergrund, die von Steinen in Bereiche eingeteilt wird, und mit Steinaufbauten im Hintergrund, die zahlreiche Höhlen und Verstecke bilden. Unterlegene Tiere müssen immer die Möglichkeit erhalten, sich aus dem Sichtfeld ihres Gegners zu entfernen, damit sie nicht immer wieder aufs neue attackiert werden. In größeren Aquarien kann man Chalinochromis-Arten gut mit anderen robusten Tanganjikasee-Cichliden vergesellschaften. Beginnen sie dort zu brüten, können sie allerdings auch gegenüber artfremden Mitbewohnern sehr ruppig werden.

Mit Jungfischen anfangen

Gerade bei Cichliden-Arten, die aggressiv untereinander sind, empfiehlt es sich immer, mit eine Gruppe von Jungfischen zu beginnen, die man gleichzeitig erwirbt, und miteinander groß werden läßt. Diese Fische tragen ihre Kämpfe schon im jugendlichen Alter aus, wenn sie meist noch glimpflich verlaufen, und kennen sich bereits gut, wenn sie ausgewachsen sind. Mit dem Einsetzen der Geschlechtsreife werden dann die Auseinandersetzungen zwar heftiger, die Chancen, dass sie ohne ernsthafte gegenseitige Beschädigungen verlaufen, sind aber deutlich größer.

Wenn sich Pärchen finden

Die sonst eher streitsüchtigen Chalinochromis gehen deutlich erträglicher miteinander um, wenn sich aus einer Gruppe von Jungfischen heraus ein Pärchen findet. Die Tiere beziehen gemeinsam eine größere Höhle und die Weibchen legen später bis zu 200 Eier in einer Gesteinsspalte ab. Nach dem Freischwimmen halten sich die Jungfische anfangs im Revier der Eltern auf, verlassen es aber, im Gegensatz zu jungen Julidochromis, mit etwa 2 -3 cm Länge. Jungfische können mit Artemia-Nauplien gefüttert werden, die erwachsenen Chalinochromis fressen alle gängigen kleineren Arten von Frost- und Lebendfutter, akzeptieren aber auch ohne weiteres Flockenfutter.

Chalinochromis brichardi

Der Zügelbuntbarsch ist die bekannteste Art der Gattung. Außer der Zeichnung auf dem Kopf trägt der Körper keine weiteren Muster. Bei vielen Tieren finden wir in der Rückenflosse einen dunklen Punkt. Zügelbuntbarsche, die vom Süden des Tanganjikasees importiert werden, zeigen viele Gelbtöne und einen bläulichen Schimmer auf ihrem Körper.

Chalinochromis sp. „bifrenatus"

Diese Form sieht ebenso aus wie C. brichardi, hat aber zwei kräftig schwarzbraune Längsstreifen auf der Körperseite und manchmal einen weiteren, sehr schmalen Streifen an der Basis der Rückenflosse. Die Flossen sind je nach Fundort hellblau oder braun gesäumt, können gelblich schimmern und manchmal im hinteren Bereich einen orangefarbenen Fleck tragen.

Chalinochromis popelini

Diese erst 1989 beschriebene Art ähnelt C. sp. „bifrenatus" sehr, hat aber im Gegensatz zu ihm eine leicht eingebuchtete Schwanzflosse.

Chalinochromis sp. „ndobhoi"

Auch C. sp. „ndobhoi hat die gleiche Körperform und -färbung wie die anderen hier beschriebenen Schlankcichliden. Er unterscheidet sich aber von ihnen deutlich durch die Zeichnungen auf der Körperseite. Bei diesem Chalinochromis sind auf den Flanken und in der Rückenflosse kräftige dunkle Punkte zu sehen, die in Längsreihen angeordnet sind.

Chalinochromis cyanophleps
 Diese relativ neue Art ähnelt den übrigen Arten in Kopf- und Körperform. Die Körperfärbung kann aber recht unterschiedlich sein, meist eher recht dunkel. Auffallend sind die meist deutlich blauen Flossenränder, und auch die Flossen selbst können bläulich schimmern.

Ungewöhnliche Färbung der Jungfische

Wenn Chalinochromis brichardi-Jungfische einige Wochen alt sind, zeigen sie interessanterweise auf den den Körperseiten ein Streifenzeichnung, die anfangs exakt mit der Körperzeichnung übereinstimmt, die Chalinochromis sp. „bifrenatus" sein Leben lang beibehält. Im Verlauf des Wachstums lösen sich diese Streifen auf, und für eine Zeit lang ist die Körperzeichnung der Jungfische genau die, die Chalinochromis sp. „ndobhoi" zeigt. Erst wenn die Jungfische etwa 3 cm lang sind, verlieren sie jegliche Zeichnung auf den Körperseiten und sehen aus wie ihre Eltern. Sicherlich ist dies auch ein sehr deutlicher Hinweis darauf, wie eng die verschiedenen Chalinochromis-Arten und -formen miteinander verwandt sind.

Putzer oder Brutfütterer?

Bei C. brichardi ist verschiedentlich eine Erscheinung beobachtet worden, die bei Süßwasserfischen eher selten ist. Es kann vorkommen, dass Elterntiere, die mit ihren Nachkommen in einem Aquarium leben, von diesen Jungfischen regelrecht „abgeweidet" werden. Die schon 2 bis 3 cm langen Jungfische picken dann auf den Körperseiten der Eltern herum und fressen vermutlich Schleimhautfetzen, die sich ablösen. Wahrscheinlich stellt dies aber keine Fütterung der Jungfische durch die Eltern dar, sondern ein Putzerverhalten, bei dem die kleinen Tiere die größeren von geschädigten Hautpartikeln befreien.