callipterus.de

Aquaristik und Reisen

Ein ungewöhnlicher Stromschnellenbewohner

Teleogramma brichardi, der Quappenbuntbarsch


Der Kongo oder Zaire-Fluß in Westafrika ist die Heimat einer Reihe von Stromschnellen-Cichliden aus den Gattungen Lamprologus, Steatocranus und Teleogramma. Die Arten der ersten beiden Gattungen sind fast alle schlicht und dunkel gefärbt und damit im Aussehen nicht besonders attraktiv. Teleogramma brichardi besitzt dagegen trotz seiner ebenfalls dunklen Körperfärbung kontrastierende Farbzeichnungen, die ihn zu einer erfreulichen Erscheinung machen. Bei den Jungfischen und unterdrückten Exemplaren zeigen sich breite Querstreifen über den Körper und die erwachsenen Fische haben eine dunkelblau gefärbte Kopfregion und leuchtend weiße Flossensäume. Besonders attraktiv wirken die Weibchen zur Balzzeit, wenn ihre Bauchpartie in einem kräftigen Dunkelrot strahlt, das sich auch bis in die Rückenflosse zieht.


Ein typischer Stromschnellen-Cichlide
Sehr schnellfließende Gewässer stellen für Fische einen eher lebensfeindliche Umgebung dar. Nur besonders angepasste Arten vermögen in diesem Lebensraum auf die Dauer zu existieren. Ein langgestreckter, raketenförmiger Körper wie bei Teleogramma brichardi bietet den Kräften des Wassers wenig Angriffsfläche. Die kräftige Schwanzflosse vermag diesen “Torpedo”  auch in schnell strömendem Wasser blitzartig voranzutreiben. Stromschnellen-Cichliden bewohnen Höhlen, sodass sie und ihre Nachkommen die meiste Zeit vor der reißenden Kraft des Wassers geschützt sind. In einem Aquarium für Fische aus einem solchen Lebensraum sollte entsprechend eine starke Filterpumpe eine kräftige Strömung erzeugen. Gleichzeitig sollte man flache Steinen (z.B. Schieferplatten) so aufschichten , dass mehrere enge Höhlen stockwerkartig übereinander entstehen.


Intensive Brutpflege
Wenn ein Teleogramma brichardi-Pärchen seine Eier in der Bruthöhle abgelegt hat, hält sich das Weibchen fast nur noch dort auf. Ist also das weibliche Tier einmal über längere Zeit (2-3 Tage) nicht zu beobachten, so kann dies den äußerst erfreulichen Grund haben, dass es in der Höhle ein Gelege betreut und dieses nicht einmal zur Aufnahme von Futter allein lässt.



 In einigen Fällen ist sogar beobachtet worden, dass das Weibchen den Höhleneingang von innen mit Kies verschließt. Das Männchen wird in dieser Zeit die Gegend um den Höhleneingang herum bewachen.





Ein Höhlenbewohner mit Charme

Quappenbuntbarsche sind leider nur selten im Zoofachhandel zu erhalten. Ihr hübsches Aussehen und ihre interessanten Verhaltensweisen sind Grund genug zuzugreifen, wenn Sie sie einmal angeboten erhalten. Der meist recht stolze Preis sollte den Aquarianer nicht abschrecken, wenn er den Stromschnellen-Cichliden ein versteckreich eingerichtetes Aquarium anbieten kann. Es erwarten ihn faszinierende Beobachtungen und mit etwas Mühe ist auch die Zucht dieser bemerkenswerten Buntbarsche möglich.


Deutliche Geschlechtsunterschiede
Es wird bedauerlicherweise nur selten möglich sein, Nachzuchttiere dieser Art im Handel zu erhalten. Aber auch von Wildfängen sollte man zwei Männchen und zwei Weibchen erwerben, um die Voraussetzungen zu schaffen, dass sich verträgliche Pärchen finden können. Die Geschlechter der Fische sind sehr leicht zu unterscheiden, da nur die Weibchen schon als Jungfische von nur 4 bis 5 cm Länge im oberen Bereich der Schwanzflosse eine große weiße Fläche mit rot-weißem Rand haben. Bei den Männchen, die etwa 12 bis 13 cm lang werden, ist der obere Rand der Schwanzflosse nur hell gesäumt. Die Weibchen erreichen Längen von knapp 10 cm.


Wenig anspruchsvoll
Gesunde Exemplare von T. brichardi stellen an die Wasserwerte in ihrem Aquarium keine besonderen Ansprüche. Die Temperaturen können zwischen 22 und 28 °C liegen. Das Wasser braucht nicht besonders weich zu sein und selbst bei einem pH-Wert von 8,0 lassen sich diese Buntbarsche problemlos pflegen. Möchte man allerdings, dass die Tiere sich vermehren, so sollte man durch Ansäuerung des Wassers mit Torf für einen pH-Wert von 7,0 oder knapp darunter sorgen.


Prächtige Balzfärbung
Laichreife Weibchen präsentieren einen deutlich sichtbar prall mit Eiern gefüllten Bauch. Gleichzeitig beginnt die rote Bauchpartie förmlich zu glühen. Das Weibchen krümmt sich S-förmig vor dem Männchen, wodurch die Bauchregion noch weiter betont wird, und lockt seinen Partner in die Bruthöhle. Nach dem Ablaichen dürfen die Männchen nicht mehr in die Höhle schwimmen, sondern “halten draußen Wache”.


Große Jungfische
Beobachtungen im Inneren der Höhle sind dem Betrachter natürlich nicht möglich und so wird man die Jungfische erst nach etwa 2 Wochen zum ersten Mal am Höhleneingang sehen können. Sie können dann sofort mit Artemia-Nauplien gefüttert werden, die sie gierig fressen. Obwohl oft deutlich mehr Eier abgelegt werden, wachsen meist nur 10 bis 15 Jungfische auf. Sie zeigen ein schnelles Längenwachstum, und haben schon nach 2 Wochen die gestreckte Form der Elterntiere.
Sie besetzen schnell kleine Reviere, die sie                                                                                                untereinander spielerisch, aber energisch verteidigen.


Gierige Fresser
Quappenbuntbarsche sind nur zu Beginn etwas schwierig in der Fütterung. Sie sind anfangs ausgesprochen scheu, und lassen sich meist nur mit lebendem, sich bewegendem Futter ( z.B. Mückenlarven) aus ihrem Unterstand herauslocken. Nach einer Eingewöhnungszeit fressen sie problemlos alle üblichen Frost- und Lebendfutterarten, und verschmähen auch Flockenfutter nicht. Während sie sich normalerweise mit den Bauchflossen auf dem Untergrund abstützen, wedeln sie heftig mit ihren Brustflossen und der Afterflosse, wenn sie etwas Fressbares erblicken. Dadurch heben sie 2 bis 3 cm vom Boden ab. Aus dieser lauernden Position schießen sie dann blitzartig vor, ergreifen ihre Beute und kehren ebenso schnell in ihren Unterstand zurück.


Flaches Aquarium
Da T. brichardi fast immer am Boden bleiben, benötigen sie kein Aquarium, das besonders hoch ist. Wichtiger ist eine möglichst große Bodenfläche. Das Aquarium sollte also mindestens 80 cm lang und 50 cm tief sein, jeder Zentimeter mehr ist besser. Ist es 50 cm hoch oder mehr, dann können wir auch noch Fische einsetzen, die die mittleren Wasserschichten beleben, z.B. robustere Salmler. Auf diese Weise ist es durchaus möglich, die Quappenbuntbarsche als Bodenfische in einem gut bepflanzten Gesellschaftsaquarium mit zu pflegen.