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Aquaristik und Reisen

Schlankcichliden aus dem Tanganjikasee, Teil 2

Die großen Julidochromis-Arten

Julidochromis-Arten stammen aus dem Tanganjikasee in Ostafrika, einem Grabenbruchsee, in dem fast 200 verschiedene Cichliden-Arten vorkommen, die sonst nirgendwo gefunden werden, also dort endemisch sind. Außer den sechs beschriebenen Arten der Gattung Julidochromis existieren noch eine Reihe Fundortvarianten, von denen nicht klar ist, ob es sich um weitere noch unbeschriebene Arten handelt, oder um Farbvarianten. Drei der Arten werden etwa 7-8 cm lang, die  größeren, J. regani, J. marksmithi und J. marlieri, die hier vorgestellt werden sollen, erreichen etwa 10 bis 12 cm. Häufig werden sie unter Aquarianern nur als “Marlieris” oder “Reganis” bezeichnet, J. marksmithi wurde früher als J. regani 'kipili' bezeichnet.

Ein Zuchtaquarium für Julidochromis-Arten

Aquarianer werden meist auch dem Wunsch haben, ihre Cichliden zur Fortpflanzung zu bringen. Meist werden sie dann mehrere Jungfische (5-8) kaufen und sie gemeinsam aufziehen. Mit dem Erreichen der Geschlechtsreife finden sich dann meist Pärchen, die man für eine gezielte Vermehrung am besten in ein Zuchtaquarium setzt. Für die größeren Julidochromis-Arten sollte dies mindestens 80 cm Länge haben. Wegen der Streitsüchtigkeit der Fische empfiehlt es sich, auf der rechten und linken Seite versteckreiche Steinaufbauten zu platzieren und in der Mitte mit einer flachen, senkrecht aufgestellten Steinplatte einen Sichtschutz zwischen den beiden Bereichen zu schaffen.

Züchterkniffe

Julidochromis können untereinander recht aggressiv sein, besonders dann, wenn sich sich ihre Umgebung gravierend ändert.  Ein solch kritische Situation entsteht, wenn ein Pärchen in einem Zuchtaquarium zahlreiche Jungfische hat, die herausgefangen werden müssen, da sonst die Elterntiere die Vermehrung einstellen. Man kann die Gefahr eines Streites erheblich verkleinern, wenn man dann sofort nach dem Einschalten des Lichts die Steinaufbauten herausnimmt und sich deren Arrangement gut einprägt. Dann fängt man möglichst ruhig, aber doch zügig die Jungfische heraus, und setzt die Dekorationsgegenstände möglichst genau wieder so ein, wie sie vorher angeordnet waren. Schaltet man das Licht noch für eine Weile aus, dann ist die Chance groß, dass das Elternpaar sich nicht zerstreitet.

Farbenfrohe Höhlenbrüter

Durch ihre langgestreckte, walzenähnliche Form unterscheiden sich die Julidochromis-Arten von den meisten anderen Tanganjikasee-Buntbarschen. Gerade deshalb eignen sie sich besonders gut als Gesellschaft für viele dieser Arten, da sie deutlich erkennbar zu einer anderen Art gehören, und meist nicht attackiert werden. Da sie Höhlenbrüter sind, sind sie für eine Vergesellschaftung mit maulbrütenden Arten wie z.B. Tropheus oder Cyphotilapia frontosa besonders geeignet. Bei einer Vergesellschaftung mit anderen Höhlenbrütern dagegen kann es zu Streitigkeiten um geeignete Bruthöhlen kommen. Meist aber suchen sich die Julidochromis sehr flache Höhlen aus, die für die Arten aus Neolamprologus-Verwandschaft weniger attraktiv sind.

Kein weiches Wasser

Das Wasser des Tanganjikasees ist alkalisch (meist über pH-Wert 8,0) und nicht weich (Härtegrade von 10 aufwärts). Julidochromis sollten dementsprechend nicht in Aquarien mit sauerem  und weichem Wasser mitgepflegt werden, auch wenn nachgezogene Tiere recht widerstandsfähig sind. Schlankcichliden werden deshalb auch nur selten in Aquarien mit intensiver Bepflanzung gehalten. Eine Einrichtung mit Steinaufbauten, in denen sich zahlreiche Verstecke befinden, kommt ihren Bedürfnissen weit mehr entgegen. Eine Sandfläche im Vordergrund, die freien Schwimmraum bietet, entspricht ebenfalls den Verhältnissen im natürlichen Lebensraum dieser Buntbarsche. Im Tanganjikasee bevorzugen Julidochromis-Arten die Übergangszone zwischen dem Felsbiotop und den freien Sandflächen.

Zuchterfolge möglich

J. regani und J. marlieri werden regelmäßig nachgezüchtet und im Zoofachhandel angeboten. Ob eine Zucht gelingt, ist meist davon abhängig, ob ein Pärchen harmoniert. Auch wenn man ein Weibchen und ein Männchen besitzt, heißt dies bei Julidochromis-Arten noch lange nicht, daß diese auch ein Paar sind. Fortpflanzungswillige Paare legen bis zu 100 Eier unter der Decke ihrer Höhle ab. Die Larven schlüpfen nach 2-3 Tagen, die Jungfische schwimmen etwa 5 Tage später frei. Anfangs verlassen sie die Höhle nur im Ausnahmefall. Sie sollten daher mit Artemia-Nauplien gefüttert werden, von denen auch die Eltern gierig fressen. Die Nauplien kann man mit einer Spritze, auf die man ein Stück Luftschlauch gesteckt hat, direkt in die Bruthöhle, den Jungfischen vor das Maul spritzen.

Beschwichtigungsverhalten

Schon bei den Jungfischen der Julidochromis-Arten läßt sich eine interessante Form von Verhalten beobachten, die dazu dient, die innerartlichen Aggressionen abzubauen. Treffen sich zwei Tiere, meist an einer Reviergrenze, so krümmt das unterlegene Tier seinen Körper S-förmig, legt die Flossen eng an und zittert heftig. Meist wird dieses Beschwichtigungsverhalten vom Überlegenen akzeptiert und ein ernster Kampf vermieden. In Manchen Fällen kann Streit aber auch eskalieren, daß der Aquarianer gezwungen ist, ein unterlegenes Tier zu seinem Schutz herauszufangen.

Jodmangel

Wie bei vielen anderen Tanganjikasee-Cichliden, kann bei Schlankcichliden Jodmangel zu einem Anschwellen der Schilddrüse und damit zum Abstehen  der Kiemendeckel führen. Auch wenn keine weiteren Zeichen von Krankheit hinzukommen, sollte man dem Aquarienwasser Jodjodkalium hinzufügen (in der Apotheke erhältlich, 1 ml auf 50 Liter Wasser).  Danach sollte man beim Wasserwechsel jeweils die entsprechende Menge nachdosieren. Es ist völlig unschädlich, eine geringere Dosis vorbeugend ins Aquarienwasser zu geben.

Julidochromis regani

Diese Art ist gekennzeichnet durch die vier braunen Längstreifen auf dem weißlich-beige oder gelblich gefärbten Körper. Diese Streifen können, je nach Farbvariante, breiter oder schmaler, kräftiger oder blasser sein.

Julidochromis marksmithi

Diese  Art wurde früher bezeichnet als Variante von Julidochromis regani, mit der Ortsangabe 'kipili'. Auch hier gibt es Farbvarianten. Der deutlichste Unterschied zu J. regani besteht darin, dass der unterste Längstreifen im Bauchbereich fehlt.

Julidochromis marlieri

Der Schachbrett-Schlankcichlide hat aufgrund seines markanten Zeichnungsmusters als einzige Julidochromis-Art einen deutschen Namen, der auch häufig verwandt wird. Auch bei dieser Art gibt es deutliche Unterschiede zwischen heller  und dunkler gezeichneten Varianten. Ebenso wie bei J. regani entwickeln die Männchen dieser Art im Alter einen deutlich erkennbaren Stirnbuckel. 

Schlankcichliden aus dem Tanganjikasee , Teil 3