callipterus.de

Aquaristik und Reisen

Ein friedlicher Westafrikaner

Thysochromis ansorgii


Bei Buntbarschen  aus Westafrika denkt man schnell entweder an kleine farbenprächtige und friedliche Arten der Gattungen Pelvicachromis und Nanochromis oder an ebenso farbenprächtige, aber sehr ruppige Rote Cichliden aus der Gattung Hemichromis. Vergessen wird meist, dass es eine Art gibt, die die Farbenpracht der einen mit der Friedfertigkeit der anderen Gruppe verbindet, obwohl auch sie Größen von 12 bis 13 cm erreicht. Der Fünffleck-Buntbarsch, Thysochromis ansorgii, ist eine ausgesprochen attraktive Art und auch in Gesellschaft anderer Fische verträglich. Leider ist die Cichlidenart nur selten zu erhalten, was wohl auch daran liegen wird, dass ihre Zucht nicht ohne weiteres gelingt.


Künstliche Aufzucht von Jungfischen

Aquarianer, die ihre Fische züchten wollen, greifen gelegentlich zu der umstrittenen Maßnahme, das Gelege aus dem Aquarium eines Pärchens zu entfernen und die Eier getrennt von Elterntieren schlüpfen zu lassen. Mit Wasser aus dem Ablaichaquarium, einer leichten Belüftung und der Zugabe eines pilzhemmenden Medikaments gelingt dies in vielen Fällen problemlos. Nachteil der Methode ist es, dass der natürliche Ablauf der Brutpflege abrupt unterbrochen wird. Die Elterntiere werden dann zwar schneller wieder ablaichen, aber auch keine Erfahrungen sammeln, wie die natürliche Betreuung der Brut erfolgen soll, sie “verlernen” die natürlichen Verhaltensweisen, die dafür notwendig sind, oder sie erlernen sie erst gar nicht. Die meisten Aquarianer lehnen dieses Verfahren entschieden ab, wenn es benutzt wird, um Bruterfolge aus kommerziellen Gründen zu vergrößern. Im Ausnahmefall kann sich die Methode aber als einziges Verfahren erweisen, eine Fischart nach zu züchten und für die Aquaristik zu erhalten.


Der Fisch mit den vielen Namen
Statt mit den Namen der Fische beschäftigt sich ein Aquarianer lieber mit den Tieren selbst. Bei dieser Art ist es aber unerläßlich zu wissen, dass sie unter verschiedenen Namen bekannt war. Früher hieß sie Thysia ansorgii, und davor auch Pelmatochromis ansorgii. Der deutsche Name “Fünffleck-Buntbarsch”, unter dem sie auch bekannt ist, wird allerdings ebenso für einen anderen Westafrikaner, nämlich Hemichromis fasciatus, verwendet. Dass darüber hinaus für T. ansorgii früher auch noch der deutsche Name “Delphinbuntbarsch” gebraucht wurde, zeigt deutlich, dass man mit Populärnamen große Vorsicht walten lassen muss.


Eine seltene Schönheit
Thysochromis ansorgii ist leider ein etwas in Vergessenheit geratener Buntbarsch. Die Art, die in den Flüssen Westafrikas heimisch ist, steht in Schönheit und Farbenpracht anderen Buntbarschen nicht nach und kann mit kaum einer anderen Art verwechselt werden. Typisch für sie ist die Reihe dunkler Flecken auf der Körperseite, die, je nach Stimmung, fast wie miteinander verbunden erscheinen und dann wie ein Streifen wirken.


Deutliche Geschlechtsunterschiede

Männchen tragen in der Schwanzflosse und jeweils im hinteren Bereich der After- und Rückenflosse ein Punktmuster, das insgesamt wie eine Netzzeichnung wirkt, und beim Weibchen nicht vorhanden ist. Weibchen sind, wenn sie geschlechtsreif geworden sind, an einem silbrig-weiß glänzenden Fleck zu erkennen, der sich am Bauch unmittelbar vor dem vorderen Ansatz der Afterflosse befindet. Männchen werden etwa 13 cm lang, Weibchen bleiben 3-4 cm kürzer. Bei erwachsenen Tieren ist also eine Unterscheidung der Geschlechter und damit die Zusammenstellung von Paaren problemlos möglich. Allerdings sollte man trotzdem mehr als nur ein Männchen und ein Weibchen  pflegen, da es vorteilhaft ist, wenn sich die Pärchen selbst finden, und nicht zwangsweise zusammengestellt werden.


Einfache Pflege
Thysochromis ansorgii stellt bei der Pflege wenig Ansprüche. In einem Aquarium von mindestens 1 m Länge können die Cichliden auch in Gesellschaft anderer Fische heranwachsen, Pärchen bilden und ablaichen. Sie verteidigen während der Balz und der Gelegebetreuung ihr Laichrevier intensiv, aber nicht mit der Heftigkeit und für andere Mitbewohner gefährlichen Aggressivität, wie wir dies von den Roten Cichliden, Hemichromis bimaculatus, kennen. Am größten ist ihre Angriffslust noch gegenüber Männchen der eigenen Art. Schon lange vor dem Ablaichen beginnen sie mit einer intensiven Balz, bei der das Männchen der aktivere Teil ist. Während dieser Phase färbt sich der Bauch des Weibchens rosa bis dunkelrot und der silberne Bauchfleck strahlt besonders hell.


Schwierige Zucht
Laichende Pärchen von T. ansorgii legen ihre Eier fast immer an senkrecht stehenden Flächen wie z.B. Schiefer- oder anderen Steinplatten ab. Das Gelege umfasst mehrere hundert Eier, die auffällig orangegelb sind. Sie sind an einem Längsende mit einem Stiel auf der Unterlage befestigt, sodass sie im Wasserstrom hin- und herbewegt werden und wie ein wogendes Kornfeld aussehen. Da mindestens ein Elternteil ständig über dem Gelege steht und es befächelt, ist auf diese Weise eine optimale Sauerstoffversorgung sichergestellt. Die aufopfernd pflegenden Eltern sind es aber meist, die den Laich oder die Larven um den Zeitpunkt des Schlüpfens herum auffressen. Die erfolgreiche Zucht der Art ist wahrscheinlich bisher meist nur gelungen, wenn den Eltern das Gelege weggenommen und künstlich erbrütet wurde. Die Aufzucht der Jungfisch ist mit frischgeschlüpften Artemia-Nauplien einfach.


Interessante Beobachtungsmöglichkeiten
Gerade die Tatsache, dass über die natürliche Zucht dieser Art bisher kaum Berichte vorliegen, eröffnet für den beobachtenden Aquarianer interessante Perspektiven. Thysochromis ansorgii zum Ablaichen zu bringen ist wahrscheinlich nicht besonders schwer. Aber die Bedingungen in einem Aquarium zu schaffen, unter denen die Fische ihre Gelege bis zu Ende pflegen, die schlüpfenden Jungfische betreuen und führen, das dürfte eine echte Herausforderung  für Buntbarschfreunde darstellen. Da die Art außerdem noch attraktiv in Aussehen und Verhalten ist und auch in stark bepflanzten Aquarien in Gesellschaft anderer Fische gehalten werden kann, kann man nur empfehlen, zuzugreifen, wenn sich die seltene Gelegenheit bietet, Thysochromis ansorgii zu erwerben.

  • Thysochromis
  • Thysochromis11
  • Thysochromis12
  • Thysochromis13
  • Thysochromis9
  • Thysochromis4
  • Thysochromis14
  • Thysochromis2