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Aquaristik und Reisen


Cyphotilapia frontosa
Ein Tanganjikasee-Buntbarsch der Bullenklasse

Mit stolzen 35 cm Länge, die die Männchen erreichen, zählt der Tanganjikabeulenkopf, der meist auch nur einfach als „Frontosa“ bezeichnet wird, zu den größten Aquarienfischen, die wir regelmäßig im Handel erhalten können. Für ein normales Gesellschaftsaquarium oder ein Pflanzenbecken ist solch eine Art natürlich nicht geeignet. Wer aber die ausgewachsenen Tiere mit ihrem imposanten Stirnbuckel, der kontrastreichen Färbung aus weißen und blauen bzw. schwarzen Streifen und ihrem majestätischen Verhalten einmal gesehen hat, wird sich ihrer Faszination nicht entziehen können. Wenn man dann feststellt, dass die Ansprüche dieser Prachtexemplare gar nicht so schwer zu erfüllen sind, kommt man schnell in Versuchung, es doch einmal mit Cyphotilapia frontosa zu probieren.

 

Nachzuchten oder Wildfänge?

Wildfänge von Cyphotilapia frontosa findet man im Aquarienhandel meist nur als ausgewachsene Tiere und zu einem hohen Preis. Da die Fische von Tauchern im Tanganjikasee aus großer Tiefe langsam heraufgeholt werden müssen und die Transportkosten hoch sind, ist dies nicht unbedingt verwunderlich. Zum Glück wird die Art bei uns regelmäßig in ausreichenden Mengen nachgezogen, sodass es fast überall möglich ist, Jungfische zu einem akzeptablen Preis zu erwerben.

 

Ein Aquarium für C. frontosa

Trotz der Größe dieser Buntbarschart kann man sie ohne weiteres in Aquarien mit einer Seitenlänge ab 150 cm erfolgreich halten und züchten. Empfehlenswert ist es, als Tiefe mindestens 60 cm zu wählen, die Höhe ist weniger wichtig. Außerdem sollte wegen der Steinaufbauten eine extra starke Bodenscheibe gewählt werden. Die Rückseite des Aquariums kann man mit Steinen bis zur Wasseroberfläche zubauen, es ist jedoch wichtig, peinlich genau auf die Standfestigkeit dieser Konstruktion zu achten. Legt man unter die untersten Steine eine dünne Styroporplatte, und füllt erst danach die benötigte Sandschicht (10 bis 12 cm) ein, so dürften diese Vorsichtsmaßnahmen ausreichen, um Glasschäden durch herabfallende Steine zu vermeiden. Kräftige Filterung, regelmäßige (alle 2 Wochen) Teilwasserwechsel (ca. 1/3) und eine Temperatur von 26 bis 28 °C sorgen dafür, dass die „Frontosa“ sich wohl fühlen und prächtig gedeihen.

Cyphotilapia frontosa stammt aus dem Tanganjikasee, einem der großen Grabenbruchseen Ostafrikas. Es empfiehlt sich, die in ihrem Verhalten sehr bedächtigen Fische mit anderen ruhigen Arten aus diesem See zusammen zu pflegen. Dazu kommen am besten größere Höhlenbrüter in Frage, viele anderen Maulbrüter (auch solche aus dem Malawisee) zeigen ein eher hektisches Verhalten und sind daher für den Tanganjikabeulenkopf keine gute Gesellschaft.

 

Langsames Wachstum

Erwirbt man eine Gruppe (5 bis 7) von Jungfischen von C. frontosa in einer Größe zwischen 3 und 7 cm Länge, so braucht man fast zwei Jahre Geduld, bis die Fische bei Längen von 15 bis 20 cm fortpflanzungsfähig werden. Sie sind dann allerdings noch lange nicht ausgewachsen. Beobachtet man bei den Jungfischen nur spielerische Streitigkeiten, so entwickeln sich vor allem die Männchen doch mit der Geschlechtsreife zu „Rauhbeinen“, die andere männliche Tiere unterdrücken und die anwesenden Weibchen verscheuchen, wenn sie ihnen zu nahe kommen. Die Auseinandersetzungen sind aber meist nicht wirklich ernsthaft und Verletzungen kommen so gut wie nie vor.

 Ausdauernde Maulbrüter

Duldet das Männchen ein Weibchen längere Zeit in seiner Nähe, kann man damit rechnen, dass die Fische in Kürze ablaichen. C. frontosa sind agame Maulbrüter, d.h. das männliche Tier laicht reihum mit allen anwesenden Weibchen ab, wenn diese bereit dazu sind. Es empfiehlt sich daher, eine Gruppe aus einem Männchen und 3 bis 4 Weibchen zusammen zu pflegen. Im Gegensatz zum Ablaichvorgang bei vielen anderen Maulbrütern verläuft dieser bei den Frontosa wenig temperamentvoll, sondern eher behäbig. Junge Weibchen brechen die Maulbrutpflege oft vorzeitig ab, später aber tragen sie erst die Eier, später die geschlüpften Larven für etwa 30 Tage im Maul. Bei Gefahr nehmen sie die Jungfische auch danach noch bis zu zwei Wochen lang wieder ins Maul auf. Die Zahl der Jungtiere beträgt, je nach Alter und Ernährungszustand des Muttertieres zwischen 10 und 40. Bei ihrem ersten Ausflug aus dem Maul der Mutter sind sie bereits 1 bis 1,5 cm lang. Sie lassen sich mit Artemia-Nauplien und feinem Flockenfutter problemlos aufziehen.

 

Kräftiges Futter

In ihrer natürlichen Umgebung sind die Frontosa Fischfresser, die in der Dämmerung kleinere Fische, die vom Schlaf benommen am Boden sitzen, ergreifen. Ausgewachsene Exemplare benötigen deshalb auch im Aquarium entsprechend kräftiges Futter. Sie können anfangs mit Frostfutter wie Mückenlarven und Mysis ernährt werden, brauchen später aber gehaltreiches Futter wie Fisch- oder Muschelfleisch, größere Garnelen oder Shrimpsfleisch. Gelingt es sie an Futtertabletten zu gewöhnen, so sind sie erheblich leichter satt zu bekommen. C. frontosa sind allerdings recht zögerliche Fresser. In der Gesellschaft gierig und schnell fressender Buntbarsche müssen sie eventuell gezielt gefüttert. Futtertabletten können z.B. durch ein Plastikrohr den Fischen direkt vor das Maul geworfen werden.

 

Farbvarianten

Wie von vielen anderen Tanganjikacichliden gibt es auch von C. frontosa farblich unterschiedliche Fundortvarianten. Die Zahl der senkrechten Streifen kann fünf oder sechs betragen (zählt man den Streifen auf dem Kopf mit, sind es entsprechend sechs oder sieben). Sind diese Formen bei der Zucht im Aquarium vermischt worden, kann es Exemplare geben, bei denen die Streifenzahl auf den Körperseiten unterschiedlich ist. Dies ist unter allen Umständen zu vermeiden.

Eine weitere Cyphotilapia-Art wurde als C. gibberosa beschrieben, von der es viele leicht unterschiedliche Standortvarianten gibt. Varianten können gelblich gefärbte Flossen oder eine maskenartige, schwarze Kopfzeichnung (Handelsbezeichnung auch: „Masken-Frontosa“) haben oder ein deutlich intensiveres Blau zeigen (Handelsbezeichnungen "Blue Zaire" , „Zaire-Frontosa und oft Fundortbezeichnungen).

 

Beliebter Aquarienfisch

Wer gern große Fische pflegt und bereit ist, den dafür notwendigen Aufwand zu treiben, für den sind C. frontosa sicherlich erste Wahl. Unter den Tanganjikasee-Cichliden ist er nicht nur der größte, sondern unter den größeren auch der einzige, der schon seit vielen Jahren in großen Zahlen und ganz regelmäßig gehalten und auch nachgezüchtet wird.