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Aquaristik und Reisen

Schlankcichliden aus dem Tanganjikasee, Teil 1 

Die kleinen Julidochromis

Julidochromis sind ansprechend gezeichnete und gefärbte  Buntbarsche, die im Tanganjikasee in Ostafrika endemisch sind, also nur dort vorkommen. Sie besitzen viele Eigenschaften, die sie zu attraktiven Aquarienfischen machen. Die kleineren Arten, die hier vorgestellt werden, erreichen etwa 7-8 cm Länge, zwei andere Arten werden 10 bis 12 cm lang. Von allen Arten gibt es Farbvarianten, die sich durch verschieden starke Ausprägung ihrer Zeichnung und ihrer Färbung erheblich unterscheiden. Manche der Formen wirken durch leuchtende Farben und und Kontraste außerordentlich dekorativ. Oft gelingt ihre Zucht ohne weiteres, manchmal können die Fische aber den Aquarianer auch durch ihr aggressives Verhalten untereinander zur Verzweiflung bringen.

Artenvermischung vermeiden!

Alle Julidochromis-Arten sind eng miteinander verwandt. Auch die Schlankcichliden der Gattung Chalinochromis und die Neolamprologus-Arten sind nahe Verwandte. Bleibt in einem Aquarium ein einzelnes Exemplar dieser Arten zurück, so wird es sich zur Vermehrung ein Partner aus einer nah verwandten Art aussuchen, wenn dieser im selben Aquarium vorhanden ist. Das Ergebnis sind Hybriden, Artenmischlinge, etwas, das gewissenhafte Aquarianer bei den meisten Buntbarschen peinlichst zu vermeiden suchen. In solch einer Situation sollte man das einzelne Tier aus dem Aquarium entfernen. Ist es schon zur Vermehrung gekommen, sollte man die Jungfische auf keinen Fall an andere weitergeben. Das Gleiche gilt auch für die unterschiedlichen Farbvarianten der Julidochromis-Arten.

Problem Aggression

Zu den wenigen Nachteilen, die sie als Aquarienfische besitzen, zählt die manchmal sehr plötzlich ausbrechende Aggression der Tiere untereinander.  Erwachsene Exemplare, die schon lange friedlich zusammen gelebt können sich von einem Tag auf den anderen erbittert bekämpfen, manchmal sogar töten. Ursache ist meist eine Veränderung ihrer Umweltbedingungen, z.B. Umsetzen in ein anderes Aquarium, Wasserwechsel, Veränderung der Dekoration. Bei Jungfischen, die zusammen aufgewachsen sind, ist diese Gefahr geringer. Darüber hinaus kann man Aggressionen vermeiden oder mildern, indem man das Aquarium mit vielen Versteckmöglichkeiten und vorgegebenen Revierabgrenzungen einrichtet. Beim Wasserwechsel empfiehlt es sich weniger und dafür öfter zu wechseln, und bei Eingriffen ins Aquarium sollte man die Dekoration immer wieder möglichst genau so anordnen, wie sie vorher war.

Attraktive Ostafrikaner

Die Julidochromis-Arten haben eine charakteristische torpedoähnliche Körperform, der sie die Bezeichnung Schlankcichliden verdanken. Sie sind Höhlenbrüter, die einzeln oder paarweise leben und eng an ihr Revier gebunden sind. Dieses verteidigen sie erbittert gegen Artgenossen und andere Fische.

Geschlechtsunterschiede

Wer Buntbarsche pflegt, hat meist den Wunsch, diese auch nachzuzüchten. Es ist dann natürlich wünschenswert, die Geschlechter voneinander unterscheiden zu können, um Paare zusammenzustellen. Dies ist bei Julidochromis-Arten leider nicht einfach. Während bei den meisten Buntbarschen bei gleichaltrigen Tieren die Männchen meist größer sind, ist dies bei den Schlankcichliden kein zuverlässiges Erkennungsmerkmal. Eine Unterscheidung ist anhand der Geschlechtspapillen möglich. Diese ist beim Männchen eher klein und spitz und dabei leicht nach vorn gebogen. Bei Weibchen ist sie dagegen kurz und breit.

Elternfamilie

Zur Fortpflanzung besetzt ein Paar ein gemeinsames Revier und legt die Eier an der Decke einer Höhle oder in Spalten darin ab. Es kann vorkommen, dass ein Männchen mit zwei Weibchen zusammen lebt. Manchmal legen die kleineren Julidochromis-Arten  50 Eier oder mehr in größeren Abständen ab. Dasselbe Paar kann aber auch kleinere Gelege (10 bis 20 Eier) in kürzeren Abständen produzieren. Nach etwa 2 bis 3 Tagen schlüpfen die Larven und schwimmen nach weiteren 5 Tagen frei. Kleine Jungfische schwimmen meist mit dem Bauch nach oben unter der Höhlendecke und es ist besonders amüsant zu beobachten, wenn sie in dieser Haltung auch kurzzeitig aus der Höhle herausschwimmen, um Futter zu erjagen. Sie fressen gern Artemia-Nauplien, die trotz der geringen Größe auch von den Elterntieren gierig „aufgepickt“ werden. Meist dürfen die Jungfische im elterlichen Revier bleiben, wenn das Pärchen wieder ablaicht. Auf diese Weise bildet sich manchmal eine „Großfamilie“, zu der mehrere Generationen von Jungfischen gehören.

Problemlose Ernährung

Ausgewachsene Schlankcichliden sind problemlos zu ernähren.  Sie fressen alle Arten von kleinerem Frost- oder Lebendfutter, wie Wasserflöhe und Mückenlarven, verachten aber auch Flockenfutter nicht.

Vergesellschaftung oder Zuchtaquarium?

Julidochromis-Arten eignen sich hervorragend, um mit anderen Buntbarschen aus dem Tanganjikasee zusammen gepflegt zu werden. Man kann für sie dann flache Steinplatten auf den Bodengrund legen, unter denen sie ihre Höhlen selbst graben. Nicht selten pflegen Aquarianer die Schlankcichlichen auch mit Erfolg in normalen Gesellschaftsaquarien. Als Zuchtaquarium für ein einzelnes Paar genügt bereits eine Becken von 60 cm Länge.

Julidochromis ornatus

Diese Art zählte zu den ersten Tanganjikasee-Cichliden überhaupt, die vor etwa 50 Jahren in unsere Aquarien gelangten. Die Längsstreifung kann je nach Farbvariante zwischen gelb-schwarz und beige-schwarz variieren. In den letzten Jahren sind prachtvolle Varianten mit kontrastreicher gelb-schwarz Färbung und bläulich schimmernden Flossensäumen eingeführt worden. Da die Art aber auch schon seit Jahrzehnten von Aquarianern nachgezüchtet wird, besteht keine Notwendigkeit, Wildfänge zu erwerben. Bei Nachzuchten aus Aquarienstämmen muss aber verstärkt darauf geachtet werden, dass die Tiere keine Degenerationserscheinungen (Mopsköpfigkeit, Wirbelsäulenknick, o.ä) zeigen.

Julidochromis transcriptus

Die Farbkontraste bei dieser Art sind schwarz-weiß und zeigen ein Kombination von Längs- und Querstreifen. Es gibt sowohl Varianten mit extrem ausgeprägten schwarzen Zeichnungen als auch solche die große weiße Flächen zeigen. Die Variante J. transcriptus „Gombi“ wirkt wie quergestreift, da die Längsbinden hier fehlen.

Julidochromis dickfeldi

Diese Art wird oft als die friedlichste unter den Schlankcichliden angesehen,  ist aber nur gelegentlich im Zoofachhandel zu finden. Die Farbzeichnung zeigt ebenfalls deutlich Längsstreifen, ist aber nicht so kontrastreich, sondern wirkt besonders durch kleine Punkte auf den Flossen und durch schimmernde Flecken auf dem gesamten Körper. 

Schlankcichliden aus dem Tanganjikasee , Teil2