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Aquaristik und Reisen

Gesellschaftsfähige Buntbarsche

für fast jedes Aquarium


Buntbarsche gehören heute zu den populärsten Aquarienfischen, gleichzeitig ruft diese Fischfamilie bei den Aquarianern am ehesten Meinungsverschiedenheiten hervor, wenn es um ihre Eignung als Zierfische geht oder als Zierfische im Gesellschaftsbecken. Diskussionen zu diesem Thema können endlos sein und einen Vereinsabend mehr als ausfüllen. Die einen reden begeistert von den farbenprächtigen Fischen und den faszinierenden Verhaltensweisen. Dagegen haben andere Aquarianer Horrorstorys anzuführen, vom umgewühlten Bodengrund, von ausgebuddelten Pflanzen oder sogar von umgebrachten Mitbewohnern des Aquariums. So wundert es nicht, wenn das Stichwort „Buntbarsch" die diskutierenden Aquarianer meist in zwei Lager spaltet. Oft sind es Missverständnisse, welche die Debatte auslösen. Cichlide ist nun einmal nicht Cichlide, so wie Salmler nicht gleich Salmler ist. Anders ausgedrückt, wer nur Piranhas kennt, wird auch nicht auf die Idee kommen, Salmler als ideale Aquarienfische zu empfehlen.

Mehr noch als bei anderen Fischfamilien, sind bei den Buntbarschen die Unterschiede groß im Hinblick auf Formen, Farben, Größe und Verhaltensweisen. Das gilt auch für die bei uns als Zierfische gepflegten Arten. Man kann nicht von einer Gattung auf die andere schließen und Verallgemeinerungen sind für viele Missverständnisse verantwortlich. Das trifft bei den Buntbarschen noch viel mehr zu als etwa bei Labyrinthfischen oder Salmlern. Misserfolge bei der Pflege führen dann oft zu Urteilen, die auf eine bestimmte Art, unter bestimmten Bedingungen, zutreffen, die, auf andere Arten angewandt, aber Vorurteile sind. Vorurteile gegen Buntbarsche gibt es wie Sand am Meer. Es gibt aber auch viele Aquarianer, welche die „Eigenheiten" bestimmter Arten gut kennen und trotzdem genug Gründe nennen können, warum sie diese Tiere dennoch pflegen. Aber für viele andere, die nicht bereit sind, diese „Eigenheiten" in Kauf zu nehmen stellt sich die Frage, welches denn die Buntbarsche sind, die alle Vorurteile Lügen strafen. Diese Frage ist mir, als Cichlidenfreund, schon oft gestellt worden. Ob die Frage nun von Anfängern oder schon erfahrenen Aquarianern kommt, fast immer läuft sie darauf hinaus, ob es den idealen Buntbarsch gibt und wenn ja, welcher es ist. Frage ich zurück, welche Eigenschaften der „ideale Cichlide" haben müsste, erhalte ich fast immer die gleichen Antworten. Einige der häufigsten will ich 'hier aufzählen: Der „perfekte Buntbarsch" soll relativ leicht zu pflegen sein. Das bedeutet, Wasserqualität, Beckengröße und die Art des Futters dürfen in seinem Leben keine allzu große Rolle spielen. Normales Leitungswasser, ein ein Meter langes Aquarium und Trockenfutter als Hauptnahrung müssten ihm also genügen. Pflanzen im Aquarium sollten weder gefressen noch ausgegraben werden. Der Fisch darf nicht zu groß werden und nicht aggressiv sein gegenüber anderen Mitbewohnern des Aquariums. Darüber hinaus stellen die Aquarianer den Anspruch, dass auch Buntbarsche Zierfische sein sollen, mit Betonung auf Zierde. Ein farbenprächtiges Aussehen oder eine ungewöhnliche Erscheinung fördern die Beliebtheit.


Von idealen Buntbarschen erwarten Zierfischfreunde ferner, dass sie eine reichhaltige Palette von Verhaltensweisen zu bieten haben. Das erfreulichste Erlebnis eines jeden Aquarianers, der Buntbarsche pflegt, dürfte wohl sein, wenn er seine Fische bei der Balz, der Gelegebetreuung und der Führung der Jungfische beobachten kann. In dieser Beziehung haben Cichliden, zumindest viele von ihnen, anderen Zierfischen etwas voraus; denn sie lassen sich zumeist leicht vermehren. Viele Buntbarsche, aber bei weitem nicht alle, vermehren sich im Aquarium mühelos. Wenn sie dann auch noch regelmäßig und zu erschwinglichen Preisen im Handel zu haben sind, dann kommen sie für den Titel „idealer Buntbarsch" in Betracht!

Es gibt nun eine ganze Reihe von Arten, die Anspruch auf diesen Titel erheben können. Einige von ihnen will ich hier anführen. Natürlich kann es keine vollständige Auflistung sein, aber der interessierte Aquarianer wird sicher etwas darunter finden, das auch für ihn in Frage kommt. Die meisten „idealen Buntbarsche" finden wir unter den sogenannten Zwergbuntbarschen. Ihre Länge liegt im allgemeinen bei acht bis zehn Zentimetern. Einige der hier angeführten Arten sind altbewährte Favoriten, andere sind neue Bewerber um den Titel „idealer Buntbarsch".


Die Gattung Pelvicachromis
Purpurprachtbarsche, speziell Pelvicachromis pulcher, gehören zweifellos zu den Zwergbuntbarschen, die sich im Gesellschafts-Aquarium bewährt haben. Wenn gelegentlich der Eindruck entsteht, als gehörten sie in den Zoofachgeschäften zu den Ladenhütern, dann liegt es dar¬an, dass sich die Purpurprachtbarsche so reichlich vermehren und weniger am Mangel an Beliebtheit. Von den Vertretern der Gattung Pelvicachromis, die alle aus Westafrika stammen, ist P. pulcher sicher der, den man auch bedenkenlos jedem aquaristischen Anfänger für (fast) jedes Gesellschaftsbecken empfehlen kann. Doch auch dem erfahrenen Aquarianer hat die Art eine Menge zu bieten. Auch die Arten Pelvicachromis taeniatus und P. subocellatus (mit vielen Fundortvarianten) stellen keine besonderen Ansprüche im Hinblick auf die Pflege. Ihre Zucht gelingt allerdings meist nur, wenn das Aquariumwasser im leicht sauren Bereich liegt und nicht zu hart ist. Nur wenige Vertreter der Gattung, etwa Pelvicachromis roloffi und P. humilis, gelangen selten in den Handel und gehören in die Hände von erfahrenen Spezialisten, die sich mit der Pflege und Zucht von empfindlichen Buntbarschen auskennen. Ein anderer beliebter und schon lange in unseren Aquarien vertretener „Westafrikaner“ ist Anomalochromis thomasi.


Die Gattung Steatocranus
Der Buckelkopfcichlide (Steatocranus casuarius) ist ein weiterer Westafrikaner, den man empfehlen kann. Für sein Wohlbefinden braucht er ebenso wie Pelvicachromis, kleine Höhlen oder flache Steinaufbauten, die nur auf dem Sand aufliegen. Darunter gräbt er sich gern seine Höhle, die ihm als Wohn- und später auch als Brutstätte dient. Als Ersatz werden häufig auch gereinigte Kokosnussschalenhälften oder umgestülpte Blumentöpfe (mit Öffnung) angenommen. Steatocranus-Arten lassen Pflanzen völlig unbeachtet, ausgenommen, sie stehen beim „Einrichten" der Wohnhöhle im Weg. Steatocranus tinanti ist eine zweite Art aus der Gattung, die  häufiger im Handel auftaucht. Während S. casuarius vor allem mit seinem Buckelkopf imponiert, hat S. tinanti ein Maul, das an ein Scheunentor erinnert. Hinzu kommt der außerordentlich langgestreckte Körper, der dem Fisch ein raketenähnliches Aussehen verleiht.


Tanganjika-Cichliden
Auch Ostafrika bietet uns einiges. Während die meisten Fische aus dem Malawisee für ein Gesellschaftsbecken weniger geeignet erscheinen, finden wir in den Gattungen Lamprologus und Julidochromis, beide aus dem Tanganjikasee, einige hübsche, kleine Arten, welche die Herzen der Zierfischfreunde für sich gewinnen konnten. Bis vor einiger Zeit war ich noch ein erklärter Gegner der Vergesellschaftung von Tanganjikabuntbarschen mit irgendwelchen anderen Arten. Die erfolgreichen Versuche anderer Aquarianer, die ich beobachten konnte, haben mich aber überzeugt. Arten wie Lamprologus leleupi und die kleineren Julidochromis-Arten, etwa J. ornatus, J. transcriptus und J. dickfeldi, sind für ein gut eingerichtetes Gesellschaftsbecken als Mitbewohner ohne weiteres geeignet. Man muss ihnen aber einige Steinaufbauten als Versteck- und Brutplätze bieten. Das Wasser muss ferner einen pH-Wert aufweisen, der im neutralen oder alkalischen Bereich liegt.

Ähnlich empfehlenswert für eine weitere Verbreitung sind meiner Ansicht nach die kleinen Schneckenbuntbarsche aus der Gattung Lamprologus, die in der letzten Zeit ständig an Beliebtheit gewinnen. Lamprologus ocellatus, L. brevis und andere „Winzlinge" haben bei weitem noch nicht die Verbreitung erreicht, die sie verdienen. Es sind leicht zu pflegende, in ihrem Verhalten ungemein interessante Fische. Zwei weitere Arten, die als empfehlenswert genannt werden dürfen, sind Telmatochromis bifrenatus und T. vittatus. Von der Pflege anderer Tanganjikaseecichliden im Gesellschaftsbecken möchte ich aber abraten. Für sie ist nur die Pflege in einem biotopähnlich eingerichteten Becken zu empfehlen.


Südamerikanische Buntbarsche
Auch unter den Cichliden der Neuen Welt finden sich eine Reihe von Arten, die dem Typ des „idealen Buntbarsches" nahekommen. Etwas in Vergessenheit geraten ist zum Beispiel ganz zu Unrecht Nannacara anomala. Favoritenrollen nehmen aber nach wie vor ein: Papiliochromis ramirezi, Aequidens curviceps und natürlich Pterophyllum scalare. Ihre Beliebtheit bei den Aquarianern ist kaum zu überbieten. Dass sie „gesellschaftsfähig" sind, können Generationen von Aquarianern bestätigen. Allerdings gibt es heute nicht selten Probleme bei der Pflege, insbesondere beim „Ramirezi". Sie ergeben sich aber zumeist aus der minderwertigen Qualität und dem schlechten Gesundheitszustand der angebotenen Nachzuchten. Oft stammen sie aus Südostasien-lmporten.


Alle genannten Arten lassen sich schon in einem Aquarium mit einer Kantenlänge von 80 cm ohne weiteres pflegen. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass ein „richtiges" Aquarium ja erst bei einer Länge von einem Meter beginnt. Von dieser Größe an macht jeder zusätzliche Zentimeter Länge mehr Freude und weniger Arbeit. Eine gute Bepflanzung ist dekorativ, erhöht das Wohlbefinden der Tiere, verbessert die Wasserqualität und wird von diesen Buntbarschen nicht behelligt. Das gilt auch für einige weitere Arten, die mit den bisher genannten viele Qualitäten teilen. So gilt für Aequidens dorsiger wohl weitgehend das Gleiche wie für Aequiden curviceps. Manche Apistogramma stellen  nicht unbedingt mehr Ansprüche als Papiliochromis ramirezi. Es finden sich in der Gattung Apistogramma aber auch Arten, deren Pflege einen erheblichen Aufwand mit sich bringt.


Buntbarsche sind im Allgemeinen keine Schwarmfische  und  dürfen auch nicht wie solche gepflegt werden. Trotzdem sollte man beim Kauf eine Mindestzahl von fünf möglichst nicht unterschreiten. Das gilt allerdings nur im Zusammenhang mit der Empfehlung,  möglichst junge Tiere zu erwerben. Dann lässt sich nämlich in den meisten Fällen kein deutlicher Geschlechtsunterschied erkennen. Will man also sichergehen und später wenigstens ein Pärchen haben, das einem die Freude macht sich zu vermehren, darf man nicht zu wenige Tiere anschaffen. Ab fünf Jungtieren kann man doch recht sicher sein, ein Paar zu bekommen.
Anders sieht es aus, wenn man ausgewachsene Tiere erwirbt, vor allem bei Arten, bei denen die Geschlechter äußerliche Unterschiede aufweisen. Dann ist auch der gezielte Erwerb eines Paares möglich. Zwei Tiere verschiedenen Geschlechts sind dabei aber noch lange kein Pärchen. Für weniger erfahrene Aquarianer ist das Verfahren nur sinnvoll, wenn sie entweder über einen erfahrenen Zierfischfreund verfügen, der sie beim Kauf begleitet, oder wenn sie dem Händler völlig vertrauen können. Auch dann kann es geschehen, dass die Tiere nach einigen Wochen nicht mehr das halten, was ihre prächtige Färbung und ihr ausgewachsener Zustand versprochen haben. Nicht selten erweisen sich solche Fische als besonders anfällig im Hinblick auf Krankheiten, oder sie sind erheblich schwerer einzugewöhnen als Jungfische.


Wenn man Jungfische erwirbt, kommt das Erlebnis hinzu, die Tiere heranwachsen zu sehen. Man verfolgt ihre noch nicht ernst gemeinten Kämpfe, aus denen sich eine streng geregelte Rangordnung entwickelt. Auch die Gefahr, dass die Tiere untereinander aggressiv sind oder auch gegenüber anderen Mitbewohnern, ist deutlich geringer, wenn die Fische schon als Jungtiere ins Becken kamen. Neben der richtigen Artenwahl, ist meiner Meinung nach der Kauf möglichst junger Tiere der zweite Schlüssel zum Erfolg bei der Pflege von Buntbarschen im Gesellschaftsaquarium. Als dritter wichtiger Punkt kommt hinzu, dass man peinlich genau darauf achten muss, nur wirklich gesunde Tiere zu erwerben. Dieser Hinweis gilt natürlich für den Erwerb aller Arten von Fischen. Die Erfahrung zeigt aber, dass viel zu oft Ungeduld und spontane Entschlüsse beim Fischkauf den Misserfolg vorprogrammieren. Ist ein Aquarianer bereit, die Trockenfutterdose gelegentlich einmal mit dem Kescher zu vertauschen und tümpeln zu gehen (aber es  kann auch Tiefkühlkost sein), so werden es ihm die Fische danken mit erhöhter Farbigkeit, Lebendigkeit und einer besonders eindrucksvollen Jungfischschar.

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